26. März - 29. April 2005 von Goa-Chennai/Indien

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Wir haben herrlich faule Ferien in unterhaltsamer Gesellschaft genossen hier an Agonda Beach. Mit dem Samstag, 26. Maerz 2005, ist fuer uns der Zeitpunkt der Weiterreise angebrochen.
Unser Routenentscheid ist nicht der gluecklichste. Flott kommen wir ueber die Nr. 17 via Chaudi rauf nach Margao. Ueberall marschieren junge Burschen durch die Orte, von Farbflecken in grellem orange, pink oder gruen gezeichnet. Heute ist der wohl farbenfroheste indische Festtag, Holi, an dem der Fruehling begruesst wird. In weiser Voraussicht schliessen wir beim Vorbeifahren an einem Festumzug oder in engen Strassen unsere Fenster, da Touristen beliebte Opfer fuer eine Handvoll des intensivenFArbpuders sein sollen. Die Verbindung ueber den Zuari River nach Ponda ist relativ gut ausgebaut, doch nach Einmuendung in den NH 4A sind wir auf einer Hauptverbindung und deshalb einmal mehr unter unzaehligen Lastwagen. Langsam bleibt die ueppige Vegetation der Kueste und das damit verbundene intensive Gruen und nach Molem dann auch der Bundesstaat Goa hinter uns zurueck. Die Strasse windet sich durch die bewaldeten Haenge der West Ghats stetig bergan - die vielen Laster alle rostrost von der immer wieder aufgewirbelten pudrigen Erde der Seitenstreifen. Kurz nach dem hoechsten Punkt von 680 m beginnt nach Anmod der Bundesstaat Karnataka, wo wir ohne Halt an der Barriere durchgewinkt werden.
Ausserhalb Londa folgt dann mit einem Lastwagenstau auf der mit 10 cm tiefen Puderschicht bedeckten Dreckstrasse die Misere des Tages. Wir wuergen uns an der anstehenden Kolonne vorbei und dringend schliesslich zur Ursache vor: Scheusslichste ausgefahrene Strasse, einige kurze happige Steigungen, die von den alten Lastern kaum bewaeltigt werden koennen oer aber klapprige Vehikel, die nach einem Zwischenstop ihren Motor nicht mehr in Gang bringen. Indische Chauffeure haben eine andere Einstellung zur Zeit so à la "Eile mit Weile". Niemand regt sich auf, man benutzt den unfreiwilligen Halt einfach fuer eine Pause und legt sich im Schatten schlafen, was dann -sollte die Kolonne weiterrutschen- noch mehr Verzoegerungen mit sich bringt bis man den richtigen Fahrer gefunden hat.

Der Wald hier ist aufgelockerter, oft mit hohen Bambusstauden vermischt. Kilometerlange Stuecke sind jedoch ohne Blaetterschmuck und man sieht die Folgen frueherer Waldbraende. Zwar befinden wir uns inzwischen ab und zu wieder auf Teer - wenn der Gegenverkehr auf der Striproad es gestattet. Die Seitenborde sind mit Vorsicht zu befahren, der Asphalt abgebrochen, die Erdstreifen mit tiefen Mulden. Auch das Mittelstueck ist himmeltraurig mit tiefen Schlagloechern, so unregelmaessig verteilt, dass man nicht allen ausweichen kann. Fuer die 60 km zwischen Londa und endlich Dharwad benoetigen wir 2,5 Stunden!

Es folgt der Luxus eines wirklichen Highways - allerdings nur 28 km lang bis Hubli, der uns dafuer 48.- R. Strassenzoll kostet. Wir belohnen uns in diesem Verkehrsknoten-Punkt mit einem Eis-Cornet aus einem geradezu gepflegten Supermarkt, der allerdings praktisch keine Frischwaren fuehrt. Nun stehen wir zwischen abgeernteten Korn- oder Baumwoll-Feldern entlang der Verbindung Nr. 63, ca. 20 km vor Gadag. Einziger Stoerfaktor sind die Eisenbahnzuege, die so alle Viertelstunden vorbeibrausen und ihr Kommen mit Getute ankuendigen. Ansonsten hoert man nur das Zirpen der Grillen und ab und zu in einiger Entfernung einen Traktor vorbeifahren.
Start um 8.30h. Einigermassen Strasse, Verkehr intensiv. Zu beiden Seiten nur abgeerntete Felder, mal mit schwarzer, mal mit brauner Erde, auf Hoehe von Koppal dann einige Felshuegel mit einer Befestigungsanlage drauf. Erste Stahlwerke tauchen auf, die mit hier in der Gegend abgebautem Eisenerz betrieben werden. Ansonsten sieht man neben der Landwirtschaft nur Infrastruktur fuer das Transportgewerbe und die Baumwolle, an deren Umschlagplaetze grosse kuerzlich geerntete Ballen liegen. Auffallend sind viele offene Hallen mit Tausenden von ungluecklichen Huehnern, eng in Kaefige gepfercht. Nach Mumirabad ueberqueren wir den Abflusskanal aus dem Tungabhadra Stausee parallel zur Staumauer und befinden uns kurz darauf im lebhaften Hospet selbst, durch das sich der ganze Verkehr Richtung Norden oder nach Hampi waelzt. Wir muessen uns die richtige Ausfahrt erfragen, kommen aber trotzdem erst auf Umwegen und schon an den ersten Tempeln vorbei nach Kamalapuram.
Zwei angeblich in Gefangenschaft zum Islam konvertierte hinduistische Prinzen, die Brueder Harihara und Bukka, vor dem Krieg Schatzmeister des besiegten Kampila, wurden nach 1327 wieder in Freiheit entlassen. Sie halfen zwar tatkraeftig die in der Region herrschenden Aufstaende niederzuschlagen, sagten sich anschliessend aber von Delhi los. Als siegreiche Feldherren auch wirtschaftlich erfolgreich entwickelten sie das neue Reich zur fuehrenden Regionalmacht im Sueden Indiens. Ein ausgekluegeltes Bewaesserungs-System sicherte die Trinkwasserversorgung für in der Bluetezeit 500'000 Einwohner der ehemaligen Hauptstadt Vijayanagar wie auch die Bewaesserung der kultivierten Felder. Aus dem Anbau von Baumwolle und Handel mit Edelsteinen und Gewuerzen resultierte ein Reichtum, der den Bau grossartiger Tempelanlagen und Palaeste gestattete. In einer Schlacht gegen die zusammengeschlossenen Truppen der muslimischer Sultane erlitt jedoch 1565 dieses letzte Hindu-Reich eine katastrophale Niederlage. Von der folgenden Pluenderung und Zerstoerungswut der Eroberer, welcher viele der Prachtsbauten zum Opfer fielen, erholte sich die Hauptstadt nie mehr.
Beim koeniglichen Zentrum halten wir als erste Station, leider auf einem dornigen Ast und Luftverlust vorne links. Mit mehrmaligem Aufpumpen tagsueber kann Fredy den Radwechsel bis zum kaum spuerbar kuehleren Abend aufschieben. Das Bad der Koenigin, Palaste mit koeniglichen Wohngemaechern, die riesige Mahanavami Plattform, die Audienzhalle mit ehemals 100 Saeulen, der Wohnpalast der Frauen (Zenana genannt) mit dem Lotus Mahal-Pavillon und die benachbarten Elefanten-Staelle besuchen wir trotz der herrschenden Hitze. Auf dem Wege nach Hampi Basar kommen wir am Krishna Tempel und wenig spaeter an den Schreinen mit Subrahmanya (Shiva in seiner Form als Schlangengott) und Ganesh, dem Elefantengott vorbei. Das sogenannte "sacred center", wird gepraegt vom Virupaksha Tempel. Der Haupt-Gopuram ist fast 50 m hoch und stammt aus 1442, waehrend der zweite erst 1510 hinzugefuegt wurde. Hier sieht man recht viele Touristen, aber der noch immer in Gebrauch stehende Tempel mit seinem dem Virupaksha (eine Form von Shiva) geweihten Schrein wird von vielen einheimischen Glaeubigen aufgesucht.

Hampi Bazaar selbst besteht fast nur aus einer Strasse wie eine Ost-West-Achse. An ihr befinden sich heutzutage die bescheidene Guesthouses und allerlei Laeden und Haendler. Wir staerken uns da, bevor wir fuer den Sonnenuntergang am oestlichen Ende zu den Felsformationen hinaufsteigen, um einen Ueberblick zu erhalten. Links und rechts der Strasse wird Feierabend gemacht, das Vieh vor den Huetten für die Nacht angebunden, vereinzelt noch im letzten Tageslicht die Abfaelle von den eigenen Vorplaetzen in kleine Haufen, die die Hunde vorzugsweise als weichere Liegeplatze benutzen, gewischt. Die Temperaturen sind bereits ertraeglicher geworden, und alles entspannt sich und mit dem Verschwinden der Touristen beim Eindunkeln setzt das bescheidene Privatleben ein.

Beim KSTDC Mayura Bhuvaneshwari duerfen wir unter den Baeumen stehen. Hier hatten wir auch unseren prall vollen Waeschesack abgeben, waehrend wir uns Interessanterem zuwandten. Tagsueber war es drueckend heiss (um die 40o C im Schatten) und selbst jetzt am Abend uns rollt der Schweiss in der Schwuele nur so runter. Wir verzichten wir aufs Kochen und verpflegen uns im Restaurant des Hotels. Nachts lassen wir lassen alle Fenster und Tueren offen, um auch das kleinste Lueftchen, sollte es eintreten, einfangen zu koennen und schlafen wegen der Muecken im Moskitonetz.
Den schoensten Teil der Anlage, den Vitthal-Swami-Tempel aus dem 16. Jht., ist Vishnu in seiner Inkarnation als Vithoba geweiht und weist besonders schoene Pfeiler auf geschmueckt mit sich aufbaeumenden Elefanten, Makaras (Fabelwesen aus Fischen, Delfinen und Krokodilen) und Löwen. Auffallend im Hof steht ein Tempel in Form eines von Elefanten gezogenen Prozessionswagens (ratha). Die zum Teil wieder instand gestellten langen Saeulenreihen, die die verschiedensten Gebaeude und Tempel verbunden haben muessen und unter denen man im Schatten promenieren konnte sowie Ueberreste der alten Bruecke ueber den Tungabhadra-Fluss vermitteln einen guten Eindruck ueber die fruehere Grossartigkeit dieser Stadt.
Als letzte Station besuchen wir den Malyavanta Raghunata Tempel mit seinen Gopurans ueber dem Sued- und dem Osttor. Schon beim Parken hoeren wir die typische indische Festmusik, und wirklich ist da viel Volk im Tempel zu einer Hochzeit versammelt. Wir werden sofort hinzugezogen. Reis wird uns in die Hand gedrueckt, denn wir dann, nachdem man uns in den dichten Knaeuel hineinbugsiert und bis nach vorne gestossen hat, ueber das Brautpaar als Glueckwunsch werfen muessen. So rasch als dass wir uns mit Anstand verabschieden koennen, verlassen wir deshalb den Komplex und somit Hampi ohne weiteres Sightseeing.
Den Schatten eines riesigen Baumes etwas ausserhalb Hospet benutzen wir für den Mittagshalt. Der Tungabhadra-Stausee ist fast leer. In unmittelbarer Naehe der Mangan- und Eisenminen stehen hier weitere Stahlwerke. Wir rollen suedwaerts durch eintoenige Landschaft - leere Felder, wenn mal etwas mehr Wasser vorhanden noch ein paar Palmen. Je spaeter der Nachmittag, desto heisser wird es wegen des Sonneneinfalls von Westen her. 40o C im Schatten draussen und ebensoviel im Auto drinnen lassen uns fast zerfliessen. Chitradurga kuendigt sich mit Windgeneratoren auf den Kreten aller umliegenden Huegel an. Wir tanken hier Diesel und fuellen Wasser auf. Eine Zeitlang bildet sich im Westen eine Wolkenfront wie fuer ein Gewitter, aber keine Abkuehlung oder Regenguss folgt. Jetzt stehen abseits des HW 13 im Feld. Erst koennen wir uns vor ganz kleinen Fliegen und fliegenden Ameisen kaum retten, so dass wir das grosse Moskitosnetz vor dem Camper als Schutz aufgehaengt haben. Aber kaum steht die Konstruktion, setzt nach 21.00h endlich der kuehlende Wind ein und unser Netz sinkt in sich und ueber unserem Nachtessen zusammen.
NH 4 suedwaerts - eine sich im Ausbau befindliche Hauptverbindung. Nach einem unersichtlichen System wird mal die linke, mal die rechte Doppelfahrbahn bearbeitet. Das bedeutet, dass man mit wachen Sinnen fahren und staendig auf das Signet "Diversion" achten und die Spur wechseln muss. Dessen ungeachtet muss man auch auf fertigen Stuecken trotz getrennter Fahrbahn mit Gegenverkehr rechnen, sei es, weil dieses Vehikel eine Umleitung verpasst hat oder weil es ganz einfach bequemer ist, da der Fahrer sowieso naechstens in eine Seitenstrasse oder zu einer bestimmten Lokalitaet abzweigen will. Tumkur ist ein weiterer grosser Ort 70 km vom Hauptort des Bundesstaates Karnataka entfernt. Nach den ueblichen Kaempfen durch die Vororte sollten wir uns anscheinend im Bereich des Stadtplans von Bangalore befinden, aber ich schaffe es nicht, uns auf direktem Wege in die City zu bringen. Aus Versehen kommen wir ins Viertel Malleswaram hinein, und - hat man erst einmal die Durchgangsstrasse verlassen - die Orientierung wird noch schwieriger. Irgendwo um die Bangalore City R.S. und Busbahnhof herum verliere ich mich komplett nahe der Silver Jubile Road und ihren vielen engen Ladenstrassen. Fredy ist haessig, da er in diesem Gewimmel auf den Strassen nah auf genaue Richtungshinweise angewiesen wird, die nunmehr ausbleiben. Also heuern wir einen Tuktuk-Fahrer an, der uns ueber die Residency zur Brigade-Road ins "Commercial Center" lotst. 200.- R. soll für uns Auslaender das Parken entlang der MG-Road kosten! Wir stellen gratis auf einem breiten ungepflasterten Gehsteig unweit davon ab. Erst einmal erholen wir uns im CoffeeDay bei Sandwiches und Cappuccinos. Wir befinden uns im Commercial Quarter von Bangalore, da koennen wir auch in einem allerdings recht schmudligen Internet-Cafe kurz mails abfragen sowie bei den bescheidenen indischen Tarifen wieder mal nach Birmensdorf und Affoltern telefonieren.

Familie Ortsmann hatte uns in Jaisalmer zu sich nach Hause in dieser Stadt eingeladen hatten und erhalten telefonische Instruktionen, wie wir zu Ihnen finden sollen. Mit meinem rudimentaerten Stadtplan ist das wieder ein Abenteuer fuer sich. Da heute sowieso nicht mein bester Tag, will Fredy auf dem Weg dahin gar kapitulieren. Aber schliesslich schaffen wir es, wo wir von Kerstin und Rainer mit ihren drei kleinen Soehnen Moritz, Michel und Mathis, herzlich begruesst werden.
Welch herzliche Gastfreundschaft wird uns zuteil. Der Camper bleibt unbewohnt aber gut beschuetzt vom Watchman ausserhalb des Hofs auf dem Trottoir stehen, waehrend wir es uns im Gaestezimmer bequem machen und uns am Abend jeweils dankbar an den schon gedeckten Tisch zum feinen Abendbrot hinsetzen duerfen. Da koennen wir uns mit einer Einladung ins Shesh Mahal nur ansatzweise erkenntlich zeigen.
Einen ganzen Tag lang kutschiert uns Suresh, der Fahrer der Familie, kreuz und quer im airconditoned Toyota seines Chefs in der 6 Mio. Stadt herum. Leider richten wir nicht viel aus, leider finden wir in unserer Pneugroesse weder die gewuenschten MRF All Terrain-Reifen Sandgrip und schon gar keine Michelin-Produkte zu kaufen. Die Autofirmen und Workshops schrecken vor unserem Camper zurueck, so dass wir weder das Schweissen des Frontblechs noch den Einbau einer Air Condition ankurbeln koennen.
Die Beamten des indischen Zollbueros am HAL International Airport sind dafuer weniger weltgewandt. Wir treffen da auf einen Mitstreiter, einen Daenen, der sein Motorrad eingeflogen hat und ihnen vor unserem Eintreffen das erste Carnet de Passage, das sie zu Gesicht erhalten haben, praesentiert hat. Kein Wunder konnten sie es daher nicht akzeptieren. Und nun tauchen ausgerechnet am selben Tag noch wir auf mit einem zweiten Exemplar und einem noch komplizierteren Anliegen. Wir haetten gerne unser Fahrzeug aus dem am 3.4.05 ablaufenden Zolldokument ausgestempelt und ins neue bis 2006 gueltige Carnet ein- resp. umgestempelt. Wir zeigen natuerlich vollstes Verstaendnis, dass w e n n ueberhaupt, dies sicher nicht der selbe Beamte ausfuehren kann. Entweder ist er im Import oder aber im Export angestellt und kann mit den gewuenschten zwei Stempeln nicht Kompetenzen uebergreifend agieren - und zwischen beiden Bereichen resp. Bueros liegen Welten! Vier Stunden hatten wir fuer die Erledigung dieser Formalitaet eingeplant. Aber nach drei Stunden sehen wir die Undurchfuehrbarkeit ein und ziehen unverrichteterdinge ab.
Bangalore hat sich in den vergangenen 30 Jahren rasant vergroessert, nachdem sie von multinationalen IT Firmen entdeckt worden war. Trotz harter Konkurrenz von andern gleichgerichteten Zentren wie Mumbai, Chennai und Hyderabad, aber dank ausgezeichnet ausgebildeten Absolventen der suedindischen Computer Technology Colleges, stammen 60% aller indischen Software-Exporte aus dieser Stadt. Touristisch hat die 5 Mio. Stadt nicht allzu viel zu bieten. Wie alle anderen Grosstaedte kaempft sie mit dem Moloch Verkehr, dem sie im Nachherein mehr Raum verschaffen sollte, dem unterentwickelten oder ueberforderten oeffentlichen Verkehr (von einer Metro traeumt man seit langem, sie befindet sich aber immer noch im Anfangsstadium der Verwirklichung) und natuerlich auch der Infrastruktur wie Frischwasser, Abwasser- und Abfallbeseitigung.
Wir haben mit unseren Irrungen durch Bangalore viele der Viertel gesehen und wollen im Speziellen nur noch kurz an die Queen's Road, um uns von dem aus 1954 stammenden imposanten Regierungsgebaeude, Vidhana Soudha, der Bundesregierung und Parlament beherbergt, und dem gegenueberliegenden roten High Court beeindrucken zu lassen. Zur Abwechslung besuchen wir noch den Iskcon Temple der Hara Krishna Gesellschaft. Durch diesen als modern geltenden Bau mit traditionellen Elementen und den Schreinen von Krishna und seiner Geliebten Radha lavieren wir barfuss und schlaengeln uns an all den heilverkuendenden, gleichzeitig Spenden erheischenden Bruedern hindurch. Ueber Mittag staerken wir uns bei Schorlemmer auf der Dachterrasse des Max Mueller Bhavan in der Lavelle Road am mittwoechlichen Salatbuffet auf der Dachterrasse. Im modernen Einkaufszentrum in der Housur Road koennte man sich nicht nur die Zeit (in Bezug auf das Angebot an Marken-Produkten und -Kleidern) sondern auch sein Geld (in der Relation ihrer Preise) vertreiben.
Wir rollen am Freitag, den 1. April 2005 (old Fool's Day) suedwestlich aus der Stadt. Die Orte Ramanagaram, Channaraya und Mandya erscheinen fast unindisch ordentlich und mit organisierten Betriebe und funktionnierenden Verwaltungen gesegnet.
Ausser einem Kaffeehalt stoppen wir erst in Srirangapatnam 16 km nordoestlich von Mysore. Auf einer Insel im Cauvery Fluss stehen die Ruinen der Hauptstadt, von welcher aus Hyder Ali und Tipu Sultan den groessten Teil Suedindiens waehrend des 18. Jht. regiert hatten. 1799 wurde das Fort im zweiten Anlauf von den britischen Truppen erobert. Wir besichtigen in der Hitze des Nachmittags den Obelisk, von wo aus man einen Ueberblick ueber die breite Flusslandschaft hat, anschliessend den Ranganathaswmy Tempel, das Verliess (wo ueber lange Jahre hinweg britische Offziere gefangen gehalten wurden), die Srirangapatnam Moschee aus 1787 und anschliessend den Gumpaz, das schoene Mausoleum von Tipu und seinem Vater, das als Miniatur-Taj uns von den Postkarten-Verkaeufer angepriesen wird. Erstaunlicherweise wird bei all den Monumenten nicht mal eine Eintrittsgebuehr verlangt, dafuer haelt man sich mit je 30 R. Parkgebuehr schadlos. Leider ist das angeblich schoenste Objekt von Srirangapatnam, der Summer Palace, geschlossen - es ist Freitag und bereits nach 17.ooh, als wir da vorfahren.

Es zieht uns nach Mysore weiter. Erst rekognoszieren wir im letzten Tageslicht einen Uebernachtungsplatz bei einem Cricket Feld gegenueber vom suedlichen Palasteingang, begeben uns dann zum Nachtessen ins Zentrum. Ein feiner Regen hat eingesetzt und wir geniessen in der Abendkuehle eine Pferde-Rischka-Fahrt rund um den beleuchteten Mysore Palast - ein Sonderangebot des Kutschers zum Abschluss seines Arbeitstages fuer 50.- R.
Der Stadtpalast (Amba Vilas) wurde 1912 anstelle des niedergebrannten alten Holzpalastes nach Plaenen des britischen Stararchitekten Henry Irwin fuer damals horrende 4,2 Mio. Rupees gebaut. Nach einem 1998 ergangenen Gerichtsentscheid gehoert er heute offiziell der Landesregierung von Karnataka. Das Urteil wurde aber von der Fuerstenfamilie Wodeyars, die noch heute einen Teil des Palastes bewohnt, angefochten und ein Ende des Rechtsstreit ist nicht in Sicht. Leider sind Fotosapparate im Innern nicht erlaubt und an der exakten Tuerkontrolle werde ich zum Eingang zurueckgeschickt, um den Fotoapparat zu deponieren. Erstaunliche nur 20.- R. Eintritt pro Kopf, ungeachtet ob Inder oder Auslaender, werden erhoben und sogar die Abgabe der Schuhe ist nur mit 50 Paisa pro Paar geregelt.
Die Gaenge und Hallen, zum Teil mit bemalten Glaskuppeln, sind mit herrlichen Gemaelden des Dussara-Festes von 1930 geschmueckt. Zur Fertigstellung der Kunstwerke benoetigten mehrere Kuenstler ueber 15 Jahre und sie vermitteln einen interessanten Einblick in das Leben vor fast 100 Jahren. Der Kalyana Mandapa, der koenigliche Hochzeitssaal, ist besondern eindrucksvoll ausgestattet. Aus Europa wurde alles, was dem Maharaja exquisit genug war importiert: Geschwungene Eisenpfeiler aus Glasgow, boehmische Kristall-Luester, belgische Glas kunstvoll verziert mit Pfauenmotiven. Ueber breite Marmortreppen kommt man zur Durbar Hall glaenzt mit goldverzierten Saeulen. Deren Seitenwaende zeigen Bildern der koeniglichen Familie und die Decken Darstellungen der verschiedenen Erscheinungsformen von Vishnu. Gegen Sueden ist diese Empfangshalle geoeffnet und gestattet einen Blick ueber die Parkanlage hinaus bis zum Chamundi Hill. Die anschliessende private Durbar Hall ist weniger pompoes, dafuer betritt man sie durch wunderschoene Holztueren mit Elfenbein-Einlegearbeiten.
Vom 1'062 m hohen Chamundi Hill fuehrt ein Pilgerweg ueber 1'000 Treppenstufen zum 5 m hohen Nandi (Shiva's Bulle) hinunter, der 1659 aus solidem Fels gehauen wurde. Er ist einer der groessten im Lande und vielbesucht von indischen Pilgern, die da den Priestern ihr "prasad" (gesegnete Essens-Gaben) uebergeben. Wir koennen ihn uns ohne Knieschlottern bequem auf einer Panorame-Route mit Aussicht auf die ganze Stadt Mysore erfahren. Sie fuehrt weiter zum Sri Chamundeswari Tempel oben auf der Anhoehe mit seinem ueberragenden Gopuram. Im Innern des 7 stoeckigen, 37 m hohen Heiligtums befindet sich die goldene Statue von Chamundi, der Schutzgoettin von Mysore. Das in ein Luxushotel umgewandelte ehemalige schneeweisse Gaestehaus des Maharaja's aus 1921, Lalitha Palace, sehen wir nur von weitem.

Ein Internet-Cafe finden wir hier in Mysore in der Nazarbad Main Road - aber einmal mehr PC-Steinzeit mit Window 98. So resigniere ich, erstelle einen Standardtext, den ich allerdings jeweils je nach erhaltenem Mail ergaenze, und beantworte die vielen noch immer unbeantworteten Mitteilungen einzeln. Ich schone meine Nerven und mache gar nicht erst einen Versuch, die Homepage aufzuladen. Trotzdem vergeht die Zeit wie im Fluge und nach Auftanken und Wasser fassen kommen wir nicht mehr allzu weit zur Stadt hinaus, bis wir einen Standplatz auf dem Feld uns suchen muessen. Es gibt ein bescheidenes Nachtessen. Fredy hat einen verkorksten Magen (vom gestrigen Nachtessen) und so reicht leichte Schonkost aus, um den in der Hitze nicht allzu grossen Hunger zu stillen.
Um Nanjangud herum verlieren sich am naechsten Morgen langsam die gruenen Felder und gehen in trockenen Baumwald mit Bambus-Gruppen und spaeter zusaetzlich Unterholz ueber. Wir erreichen die Gegend des Bandipur Nationalparks, den wir aber ohne Halt durchrollen auf einer nicht allzu guten, oft auch nur schmalen Teerstrasse. Mit dem Uebergang in den Bundesstaat Tamil Nadu betreten wir den Mudumalai National Park. Er gehoert wie schon der vorhergehende Park zum 322 km2 grossen Nilgiri Biosphaeren Reservat. Links und rechts der Strasse zeigt das duerre Unterholz, dass er immer wieder von Buschbraenden heimgesucht wird. Inzwischen hat sich der Himmel bewoelkt und wir bewegen uns auf die Ghats zu. 36 Haarnadelkurven trennen uns noch von unserem Tagesziel Udhagamandalam (auch kurz Ooty oder Ooctacamund genannt). An den Haengen sind auf kleinsten Terrassen je hoeher wir kommen, desto mehr kleine Felder angelegt.

2'240 m hoch liegt die anfangs 18. Jht. durch die Briten gegruendete Hill Station Ooty. Hierher fluechteten sich in den heissen Monaten vor dem Monsun schon die Englaender, heute vor allem wohlhabende Inder, zur Sommerfrische. An vielen Haengen verteilt sind Haeuser und Hotels des 90'000 Einwohner zaehlenden Ortes. Viele Elemente, wie die christlichen Kirchen, die Pferderennbahn, den Botansichen Garten und natuerlich die bis hier hinauf gefuehrte Eisenbahn mit aber unscheinbarem Bahnhof erinnern an eine glorreiche Vergangenheit. Der Reflections Lake ist zur Zeit nur ein schmaler, brauner "Gumpen". An seinen Ufern liegt ein Vergnuegungspark mit Bahnen und Reitmoeglichkeiten.
Ansonsten muss man sich in den vielen Laeden, vor allem ab dem Charing Cross an und um die Commercial Street herum, mit Laedele vergnuegen. Da kann ich mir endlich neue Schlapfen kaufen, die nicht schon beim Anschauen auseinander zu fallen drohen. Wir spazieren noch kurzaermlig herum bei 27o C, aber die Mehrheit traegt langaermlige Kleidung und nicht selten sieht man dicke Jacken. Ein sanfter Regen faellt vom grauen Himmel. Beim zweiten Internet Café stossen wir auf moderne PCs mit XP, wo ich endlich mal die Fotos und den Reisebericht Indien II ohne grosse Verzoegerungen aufladen kann.
Die Nilgiris (Blue Mountains) genannt waren die Heimat verschiedener Bergstaemme.
Im Gebiet des heutigen Ooty lebten vor allem Toda. Ihr geistiges und wirtschaftliches Leben kreiste um den Bueffel, den sie als strikte Vegetarier nicht als Verpflegung zu toeten pflegten, sondern als Gesellschaft fuer die Verstorbenen. Die Produkte derselben, vor allem Milch und Ghee, benutzten sie für den Tauschhandel um Getreide, Werkzeuge oder Toepfereien. Da sie sich nur als Verwalter von Erde sehen und ein Umgraben des Bodens ihrem Glauben nach einer Entheiligung gleichkaeme, ueberliessen sie den ihnen von der indischen Regierung zugesprochenen Landersatz anderen zur Bearbeitung und galten deshalb als arbeitsunwillig und faul.
Die Bagadas, ein nicht urspruenglicher Bergstamm , fluechtete einst wegen der muslimischen Invasion in die Berge. Mit ihren Verbindungen zum Unterland etablierten sie sich als Vertreter der Bergstaemme und ihr Anbau von Korn trug zur Bereicherung der Kost bei.
Die Kurumbas lebten in den dichten Waeldern der suedlichen Region und sammelten Bambus, Honig und natuerliche Materialien fuer den Bau von Behausungen. Ihnen wurde Hexenkraft nachgesagt, die von den andern Staemmen hoch geachtet und gesucht wurde.
Die Kotas aus der Gegend von Kotagiri wurden als minderwertig angesehen. Sie waren vor allem Handwerker und fertigten Lederartikel und Tongefaesse an. Als Musiker sind sie heute noch in die Zeremonien, mit welchen Regen und gute Ernten ersucht wird, eingebunden.
Die Irulus aus den suedlichen Berghaengen sammelten Honig und Waldprodukte, stellten daraus Werkzeuge, Besen, aber auch Duftstoffe her. Sie sind Verehrer von Vishnu mit speziellen Ritualen und praktizieren sie heute noch auch im Rangaswami Tempel für die andern Staemme.

Ihrer aller Leben veraenderte sich mit der Ankunft der Briten seinerzeit von Grund auf und das bis anhin natuerliche Gleichgewicht ging verloren. Einige der Staemme wie die Bagada assimilierten sich und arbeiteten weiter auf dem Feld, neu aber auf Tee- und Kaffee-Plantagen der neuen Settler. Andere aber finden sich kaum zurecht und sind verloren zwischen den Erwarten der Regierung einerseits und den Verpflichtungen ihrer Tradition andererseits. 
Für uns sind es nicht die Blue sondern die Grey Mountains. Waehrend unserer ganzen Fahrt durch die Anbaugebiete um Kotagiri bleiben wir entweder im Nebel oder im feinen Regen - schade für die schoene Gegend mit den markanten Eukalyptus-Baeumen und den kraeftig gruenen Teeplantagen, die sich all die Steilhaenge hier hinaufziehen. (Wir hatten aufgrund eines Tips der Einheimiscshen Roxanne und auf Entgegenkommen der Manager Shabin und Rukshana auf dem Parkplatz des Sinclairs Hotel uebernachten duerfen, von wo aus man eigentlich einen tollen Ueberblick auf Ooty haette, doch auch dieser fiel ins Wasser resp. in den Nebel.)

Wir lassen am 4.4. die Berge hinter uns zurueck und kommen hinunter ins Tiefland, wo uns in Mettupalayam die schwuele Waerme, selbst bei weiterhin bedecktem Himmel um die 32o C, fast erschlaegt. Die verhangenen Berge (letztes Jahr hielt solches Wetter, untypisch für diese Jahreszeit, waehrend ueber 6 Wochen an) rechtfertigen wenigstens die Tatsache, dass wir die sonst für Touristen unerlaessliche Fahrt mit der beruehmten Schmalspur-Zahnradbahn aus 1898, wenn schon keine 6 Stunden lang durch 13 Tunnels und ueber 19 Bruecken und an 11 Stationen vorbei von hier aus, dann doch mindestens die 1-stuendige Teilstrecke Coonoor-Ooty absolviert haben.

Coimbatore erreichen wir innert kuerzester Frist. Nach einem Mittagessen unter einer stattlichen Anzahl Fliegen - immer wieder fallen wir darauf rein, dass sie erst dann in Scharen anruecken, wenn das Essen auf dem Tisch steht - finden wir, da direkt auf der Einfahrt in die 1,2 Mio. Stadt gelegen, ohne Probleme, aber dafuer im nachmittaeglichen Platzregen die von Rainer Ortmann empfohlene Aircon. Dieser Betrieb arbeitet jedoch nur mit indischen Air Condition-Produkten, die zu gross oder umstaendlich fuer den Einbau in unseren Camper sind. Wir erhalten aber eine Kontaktadresse in Chennai, wo man angeblich ThermoKing Apparate von wesentlich kleinerem Ausmass und einfacherem Einbau verwenden soll.
Also peilen wir auch noch die zweite Anschrift an, die Jayem Motors - immer schneller gesagt als getan, liegt sie doch in einem komplett anderen, oestlichen Stadtteil. Entgegenkommenderweise duerfen wir da auf dem Werkgelaende campen, muessen uns aber wegen der wiederum vielen Muecken sofort ins Auto und hinter die Moskitonetze fluechten. Dafuer erhalten wir am naechsten Tag unsere Bruchstellen am Armaturenbrett-Traeger perfekt geschweisst und duerfen nebenbei die ganze Infrastruktur samt Strom und Riesen-Ventilator zur Kuehlung benutzen. Am Abend werden wir vom Senior-Chef zum Nachtessen eingeladen. Einer seiner Mitarbeiter holt uns um 20.oo h ab und chauffiert uns gute 20 Minuten zu seiner beeindruckend grossen und dank Marmorboeden herrlich kuehlen Residenz in einem grossen Compound inmitten der Stadt. Wir lernen seine Frau D. kennen und werden mit der ganzen Palette indischer Spezialitaeten: Dosa Mazala, Pooris, Rice Idly, Chicken Tikka, Mutton, Gemuese in Curry, Kartoffelbrei, Raita, verschiedene Saucen und zum Dessert, als wir schon bald nicht mehr paff sagen koennen, noch eine rechte Portion Halva, verwoehnt. Beim Gespraech erfahren wir so einiges ueber die Familie (seit drei Generationen Fabrikanten, erst in der Textilindustrie und heutzutage als Spezialisten mit Beziehungen vom indischen Autorennsport etabliert), Sohn und Tochter, deren Verheiratungen, obwohl moderne Geschaeftsleute doch noch von den Eltern arrangiert worden sind.
Wie so oft, finden wir am Nachmittag des Mittwochs, 6.4., wieder nicht auf direktem Weg aus der Stadt raus. Fredy ist sowieso schon sauer, weil die ganze Reparatur viel laenger dauerte und noch einiges am Armaturenbrett nicht i.O. ist (Original-Luefter laesst sich nicht oeffnen, Zusatz-Venti laeuft nicht, die Verbindung zum GPS plus Stromkabel scheinen falsch oder mit Wackkelkontakt montiert zu sein). Wir geraten auf eine kleine Ueberlandstrasse und in den aufziehenden starken Gewitter-Regen hinein und einander auch noch in die Haare. Abgesehen davon kommen wir durch eine eigentlich schoene Gegend mit einfachsten Huetten, gefertigt aus geflochtenen Matten aus Palmwedeln gefertigt. Die Felder sind tadellos gepflegt, immer wieder mit Trennmaeuerchen und Palmenreihen abgetrennt. Die Dunkelheit bricht bereits herein. Reihten sich vorher Feld an Feld, so sind nun seit Chittur linke und rechte Strassenseite nahtlos bewohnt, und wir sehen keinen geeigneten Platz zum Ausscheren. Erst einige Kilometer ausserhalb finden wir die Nadel im Heuhaufen, ein Dreckweg, auch fuer uns breit genug. Wir parken unweit von Behausungen, aber nach einer kurzen Kontrolle, was das sich abspielt, erhalten wir keinen weiteren Besuch. Dafuer setzt der Regen ein und wir sitzen wie in einem Dampfkochtopf und schmoren bei unwahrscheinlicher Luftfeuchtigkeit, auch wenn die Temperatur mit etwa 29o C etwas niedriger geworden ist.
Thrissur ist mit 80'000 Einwohner nicht allzu gross und hat zudem den Vorteil, dass die Stadt um den Vadakkunathan Kshetram Tempel (der strikte nur fuer Hindus zugaenglich ist, wie wir feststellen muessen) herum gebaut wurde, so dass man einfach in die Stadtmitte hineinstechen kann. Ich besuche Kalyan Silks, wo durchorganisiert und bei angenehmen Temperaturen und Belueftung durchorganisiert Bekleidung verkauft wird: im EG Empfang, Kassen und Warenausgabe sowie Sitzarea für solche, die der Einkauf ermuedet, im 1. Stock "ready made", wo ich drei leichte Shirts erwerbe, im 2. einfache Saris (Stoffbahnen fuer 800-1'200.- R.), im 3. Hochzeits-Saris (wo ich mich kaum satt sehen kann an den herrlichen Textilien, sogar fotographieren darf und Tee serviert erhalte - golddurchwirkte Seide fuer den Sari fuer gut 2'000-2500.- R., die Stola dazu komplett bestickt und mit Pailletten und Strass verziert bis zu 3'000.-), weiter alles fuer den Herrn, im 4. Stock mal indischer Stil, im 5. dann europaeischl Im 6. Stock folgt eine Riesenauswahl an Kinderkleidern waehrend der oberste Stock der Erholung oder Besinnung, vielleicht Kassasturz, vorbehalten ist mit einem ebenfalls A/C Restaurant.

Im Punnathur Kota (Elefant Sanctuary) von Guruvayur werden an die 50 Tempel-Elefanten gehalten, die von Tempeln in der ganzen Region zu Feierlichkeiten aufgeboten und dazu mit Goldschmuck ueber dem Kopf herausgeputzt werden. Hier jedoch sind sie ungeschmueckt und einzeln angebunden mit massiven Ketten an ein bis drei Beinen. Fuer 5.- R. Eintritt kann man sich frei auf dem Gelaende bewegen und beobachten, wie sie geschickt das Laub von den ihnen vorgeworfenen Zweigen schaelen und sich verkoestigen. 5 % ihres Koerpergewichts, so an die 290 kg, fressen sie taeglich - klaert uns ein Mahout auf. Sie werden ungefaehr gleich alt wie Menschen und wir werden aufgefordert, uns zu einem dieser meist gutmuetigen Riesen im heeren Alter von 63 Jahren hinzustellen fuer ein Foto. Nur mit relativ sanften Worten geleitet trotten sie einzeln folgsam zum Waschplatz fuer die abendliche Erfrischung, legen sich auf Befehl hin, lassen sie abbrausen, fuellen auf Order den Ruessel mit Wasser und spritzen es sich ueber den Ruecken.
Wir setzen unsern Weg ueber Manathal der Kueste entlang fort. Wegen eines ausschwenkenden Bus muss Fredy ausweichen resp. zum Passieren zuruecksetzen. Das Geraeusch, das folgt, laesst uns nichts Gutes ahnen. Ganz nah aufgeschlossen stand hinter uns ein nagelneues Tuktuk, das man im Rueckspiegel nicht sah - nur ist es jetzt nicht mehr so neu. Das Frontblech ist eingedrueckt und der Plastikschutz ueber dem Frontrad dahin. Fuer solche Faelle haben wir eigentlich die Autohaftpflicht-Versicherung abgeschlossen. Aber wenn wir erwaegen, wieviel Zeit es kosten wird, bis wir auf einem Polizeiposten jemanden zur noetigen Registrierung des Unfalls motivieren koennen, ziehen wir es vor, den Schaden in der geforderten Hoehe von R. 1'000.- direkt bar aus der eigenen Tasche zu bezahlen. So koennen wir nach nur einer Viertelstunde die Fahrt fortsetzen. Zwar sind wir auf der Kuestenstrasse, aber die fuehrt einige Kilometer landeinwaerts parallel zur Kueste. Wir ueberqueren einen Inlet, versuchen vergeblich an dessen Ufern einen Standplatz zu finden. Ein Wegweiser mit "Beach" verfuehrt uns dann. Fast scheint es hoffnungslos, direkt ans Meer zu kommen bis wir auf Hinweise der Anwohner eine rote Dreckstrasse zwischen den vielen kleinen Haeusern und Huetten hindurch finden. Wir uebernachten direkt am Wasser in Kaippamangalam Beach zwischen Fischerbooten. Die Leute sind sehr freundlich, besuchen uns bis zum Einnachten und versuchen, etwas Konversation zu machen. Mit anbrechender Nacht verschwinden sie wie meist, nicht so aber die fliegenden Ameisen, die es immer wieder schaffen, unsere Moskitonetze zu umklettern und durch die Lueftungsschlitze ins Autoinnere zu kriechen. Sie machen mich fast wahnsinnig, bleiben sie doch nicht lange am Laptop-Monitor in der Helle sondern suchen bald auch mich heim. Draussen geht leider fast kein Lueftchen - wir haben noch 29o C und sind auch bei geringster koerperlicher Betaetigung wie PC schreiben oder lesen bachnass vor Schweiss.
Zurueck auf der etwas groesseren Durchgangsstrasse fahren wir weiter suedwaerts durch eine satt gruene saftige Vegetation und kommen bei Edappallay wieder auf den Highway Nr. 47. Immer wieder ueberqueren wir Inlets und Baeche auf kleinen Bruecken, meist enger als die Landstrasse. Dies haelt die Kamikaze-haften Buschauffeure selbst bei nahendem Gegenverkehr nicht vom Ueberholen ab. Und nach Parvoor ist es dann soweit. Wir koennen nicht nach links ausweichen auf der Steinbruecke, als der Bus uns den Weg abschneidet, um sich vor einem Laster auf die linke sichere Seite zu retten. Fredy flucht fuerchterlich. Das Manoever kostet uns (nur) den vorderen Seitenblinker auf dem Zyklon-Luftfilter und rupft uns den vordern rechten Radschutz weg. Der Verursacher haelt zwar, aber wir verzichten auch hier auf das voraussehbar langwierige Prozedere, einen Schadenersatz seiner Versicherung mittels Polizeirapport zu organisieren.
Was uns in dieser Gegend auffallen sind relativ viele schoene und massive Haeuser, die aber rasch durch die Feuchte zu leiden scheinen. Auch in den Geschaeften entlang der Hauptstrasse findet man viel Baubezubehoer wie moderne sanitaere Teile wie WC und Lavabos in allen Farben, Spiegel und Lampen-Geschaefte, Innendekorations-Firmen, Moebelhaeuser, Spezialisten für den Kuechenausbau mit auf der Werbung modernst gestalteten Kuechen und Anbieter aller Art von elektrischen Haushaltgeraeten. Entlang der Kueste Keralas scheint relativ viel Geld vorhanden und auch ausgeben zu werden.
Was gemeinhin als Kochi/Cochin mit gut 600'000 Einwohnern bezeichnet wird, setzt sich eigentlich aus mehreren Stadtteilen zusammen. Auf dem Festland liegt Ernakulam, wo sich die meisten Geschaefte, Hotels und Restaurants befinden. Auf die verschiedenen vorgelagerten Inseln kommt man vorzugsweise mit Faehren. Als wir die Anlegestelle erreichen, wird uns unsere Falschinterpretation bewusst. Hatten wir uns auf etwas Fahrtwind auf offenem Meer bei der Ueberfahrt gefreut, merken wir, dass unsere Reisefuehrer natuerlich von Fussgaengern ausgehen, wir aber ein Auto uebersetzen wollen. Also muessen wir wohl oder uebel durch ganze Ernakulum uns suedwaerts durchschlagen, um ueber die grosse Bruecke erst nach Willingdon Island (mit Cochin Harbour und viel indischer Marine) und schliesslich auf die Fort Cochin/Mattanchery Pensinsula zu gelangen. Wir fahren ganz in den noerdlichen Spitz dieser Halbinsel und finden an der Beach nahe dem Dutch Cemetry eine Moeglichkeit, direkt am Strand fuer die Nacht zu parken. Die freundliche Touristen-Polizei gruesst nur, die wenig spaeter passierende regulaere Polizei warnt uns vor eventuellen Dieben und insistiert, dass wir uns ihre Tel. Nr. 100 für den Notfall merken. Auf einem kurzen Spaziergang dem Wasser entlang erstehen wir uns 1 kg grosse Shrimps, die wir uns zum Nachtessen kochen.
An der Nordspitze von Fort Cochin stehen die beruehmten fix installierten chinesischen Fischernetze (cheena vala). Ganz aus natuerlichen Materialien erstellt, mit grossen Steinbrocken als Gegengewichte, werden die flach gespannten Netze von mehreren Maennern ins Wasser getaucht und oft genug mit nur mickrigem Fang wieder rausgeholt. Wir spazieren um die einfache St. Francis Church herum. Sie gilt als Indien's aelteste 1503 von Europaern erbaute Kirche und hat unter der wechselhaften Geschichte vielfach nicht nur ihr Aussehen sondern auch den Glauben gewechselt: von den Franziskanern zum Katholizismus unter den Portugiesen, Protestantismus unter den Hollaendern, Anglikanismus unter den Briten zum heutigen Gebrauch durch die christliche suedindische Kirche. In der erstmals im 16. Jht. erbauten, immer wieder zerstoerten und erneut errichteten Santa Cruz Basilica wurde gerade ein Gottesdienst abgehalten, so dass wir sie nur von aussen besichtigen. Der Ostseite der Halbinsel entlang fahren wir zurueck nach Mattanchery mit dem portugiesischen Mattanchery Palace, die alte aus 1568 im Jahre 1662 von den Portugiesen zerstoerte und zwei Jahre spaeter, als die Hollaender Kochi uebernahmen, wieder aufgebaute jüdische Synagoge und ein enges Jewtown, einst ganz dem Gewuerzhandel unterworfen. Fredy muss einmal mehr seine Fahrkunst unter Beweis stellen, bis wir aus immer enger werdenden Gassen endlich wieder auf eine breitere Verbindung gelangen. Ausserhalb des Ortes dann waehlen wir nicht die Bruecke zurueck zum Festland sondern bleiben auf der angenehm gepflegten Strasse Nr. 47 mit meist getrennter Fahrbahn.

In Alappuzha/ Alleppey buchen wir bei "Tharavad" eine 22-stuendigen Hausboot-Rundfahrt von mit Start morgens Sonntag, 10. April, um 11.30h mit Uebernachtung und voller Verkoestigung fuer 3'500.- R. Das gepflegte, tadellos saubere Holzboot diese Anbieters mit Aufbau aus geflochtenen Palmwedeln in Form einer frueheren Reisbarke mit schoenem Aufenthaltsdeck hat es uns angetan. Eigentlich koennte es zwei Partien beherbergen, wir aber haben die Crew von 3 Mann (Steuermann, Steward und Hilfskraft/Koch) ganz fuer uns alleine. Ein weiteres Plus ist, dass wir nicht den Camper am Flusslauf unbeaufsichtigt stehen lassen muessen, sondern ueber Nacht beim Agent im geschlossenen Hof parken koennen.
Waehrend der ruhigen Fahrt geniessen wir hoechstens ein leichtes Lueftchen. Obwohl auf dem Wasser, wird es tagsueber oft recht drueckend. Erstaunlich nehmen wir wahr, dass es fast keine Muecken gibt, lassen aber trotzdem zur Sicherheit uns das Moskitonetz ueber das Bett spannen, das neu und bislang ungenutzt erscheint und fuer das sogar eine schlaue Befestigung fehlt. Am Abend setzt sogar ein feiner Regen ein.
Wir gondeln erst durch weite Kanaele, die nach und nach enger werden. Auch die mit Behausungen bestueckten Erddaemme zwischen Kanal und Feldern werden immer schmaler. Wir durchfahren Alltag in den Backwaters von Kerala.
Je spaeter dann der Tag, desto mehr sieht es an den einfachen Huetten auf den Daemmen nach Feierabend aus. Die letzten Kleidungsstuecke werden gewaschen, d.h. auf Steine geklopft, die Kinder werden am Kanalufer geschrubbt und die Frauen selbst seifen sich ebenfalls ein und waschen ihr langes herrliches Haar. Saeuberlich getrennt baden und planschen die Maenner. Viele Bewohner koennen allerdings, wie wir auch am Strand beobacheteten, trotz ihrer Verbundenheit mit dem Wasser gar nicht schwimmen.
Neben Reis ist die Kokospalme ein zweites wichtiges Agrarprodukt. Die Blaetter werden zu Matten geflochten, die Nuesse zur Kokosnuss-Oel-Gewinnung oder zum direkten Verzehr geerntet, der lebende Baum zur Gewinnung des begehrten Palmwein angeritzt, Nuss-Schalen und Fasern in der Coir Industrie verarbeitet zu Kokos-Teppich, Seilen, Bodenbelaegen. Weiteres traditionelles Standbein ist die Gewinnung vieler Gewuerze wie Kardamon, Zimt, Curry (eine Mischung verschiedenster Bestandteile), Pfefferschoten, Chili, Kuemmel und viele andere mehr, deren Hande aber an Bedeutung verloren hat.
Tagsueber machen wir noch kleine Spaziergaenge unterwegs. Wir besuchen die originale Holz-Kirche (ueber die zum Schutz eine grosse Steinkirche gebaut wurde) eines lokal verehrten einheimischen Priesters, der 1805 geboren, dem katholischen Glauben beigetreten und bis zum seinem Tode 1871 hier missioniert hat. Unser Guide vom Boot ist enttaeuscht (und wir froh), dass, da Sonntag, niemand anwesend ist, um uns seelsorgerisch zu betreuen. In Culincunnoo besichtigen wir eines der beruehmten lokalen Schlangenboote (chundan vallams). Im zweiten Samstag im August finden jeweils auf dem grossen Vembanad-See im Osten der Stadt das jaehrliche Rennen statt. An die 100-110 Wettkaempfer, Ruderer sowie Musiker fuer die Stimmung an Bord geben ihr Aeusserstes, um ihr 132 ft. (39,6 m) langes schmales Holz-Boot als erstes ins Ziel zu bringen. Einer der wichtigsten Aufgaben versieht der Mann der auf dem verzierten sich zu einem Dorn verjuengenden Bug sitzt. Er versucht zu guter Letzt noch, nahe Konkurrenten weg- oder zurueckzusschieben und dem Rennglueck nachzuhelfen.
Als wir am Abend wieder an einem Damm anlegen, spazieren wir durch das nahe kleine Doerfchen, in das erst seit kurzem eine neu gebaute Strasse fuehrt. Die Leute leben, selbst wenn einige Fernseher, Handy oder gar ein Motorrad haben, noch einfachst. Trinkwasser wird in isolierteren Wohnlagen per Boot in Sammelbehaeltern antransportiert und die für den Tag noetige Menge Trinkwasser fuer die einzelnen Haushalte in Kanister und Toepfe gefuellt. Es gibt keine grossen Abwechslungen, deshalb sind auch die Feste der Hindu-Tempel oder die Anlaesse der indischen christlichen Kirche sehr gut besucht. Jeder kennt jeden, man lebt in Grossfamilien und Geselligkeit und gute nachbarliche Kontakte sind wichtig.
Wir geniessen unser Dolce far Niente und werden verwoehnt. Als Willkommens-Gruesse hatte man uns duftende Jasmin-Bluetenkraenze umgehaengt und dazu einen frischen Coconuss-Drink in Original-Verpackung serviert.
Die Mahlzeiten der Kerala-Kueche kuendigen sich jeweils schon zum vorneherein an, wenn der Geruch des beim Braten verwendeten Kokosoels ueber das Boot zieht. Alles wird aufmerksam serviert, die Speisen erklaert, sich immer wieder nach unserem Wohlergehen erkundigt.
Mittagessen: gekochter weisser Reis, Papahad (frittierte runde knusprige Reismehlfladen), Kingfish-Tranchen, Ladyfinder (Okra)- /Kokosgemuese, rohe Randen in einer sahnigen Sauce, Drumstick-Gemuese, Kabissalat, Dhal, Kartoffel/Karotten/Zucchini-Gemuese und zum Dessert frische suesse Ananas

Zvieri: Kaffee oder Tee, dazu Kochbananen in einem suessen Reisteig frittiert - koestlich!
Nachtessen: Chappati, Reis, Chicken Fries, Blumenkohl-Gemuese, Sambar, Salat aus Gurken/Tomaten/Zwiebeln/Karotten, Bohnen/Eier-Gemuese
Fruehstueck: Kaffee oder Tee, feine Nudeln wie Fideli aus Reismehl mit Kokosflocken bestreut, dazu einen pikantes Erbsen-Curry sowie ein Eier-/Zwiebel-Omelett.
Sollten wir zwischendurch noch Hunger leiden, koennen wir uns an die herrlichen kleinen Bananen, mit einem so intensiven Geschmack, wie man ihn nur im Lande selbst erfaehrt, halten. Das Wasser kommt in Original-Flaschen aus aus dem Kuehlschrank.
Beim Baden muss man auch hier in Alleppey gut aufpassen wegen der betraechtlichen Wellen und viel Unterstroemung. Wir stehen unbehelligt vor und nach dem Ausflug neben dem Kinder-Vergnuegungspark mit seiner Beton-Meernixe direkt am Wasser. Hier lernen wir Familie Manoj kennen, die uns spontan zu sich nach Hause zum Lunch einlaedt. Immer wieder kommen Leute vorbei, meistens junge Maenner. Hoeflich erkundigen sich die einen nach Woher und Wohin, moechten mal sogar ein Foto mit mir "Auntie" und ziehen irgendwann wieder von dannen. Einzig ein Spinner bleibt uns erhalten. Waehrend Fredy das Geschirr vom Nachtessen abwaescht, laesst er seine Hose fallen und laedt mich zu einem Schaeferstuendchen ein! Unbeirrt laesst er sich erst direkt beim Tisch, dann in wenigen Metern Entfernung vom Camper im Dunkeln nieder und beobachtet uns ueber laengere Zeit.
Am zweiten Abend haben wir da Vorzugsplaetze zu einem grandiosen Schauspiel an Wetterleuchten und Blitzen direkt am Meer und der Gewitterfront darueber in unmittelbarer Naehe. Natuerlich beibt auch der Regen nicht aus, dafuer die vielen Krabben, die sonst nachts am Strand herumspazieren. (Am Morgen kauern an ihrer Stelle dafuer jeweils Dutzende von Einheimischen am Strand. Nicht dass sie etwa das Meer beobachten wuerden, vielmehr sind sie an der Morgenverdauung. Wenn es gut geht, graben sie erst ein Loch im Sand bevor sie kacken, meistens aber setzen sie ihr Geschaeft einfach auf den Strand. Der naechste hohe Wellengang wird es schon richten!)
Nach 32 km auf der Weiterfahrt legen wir einen kurzen Zwischenhalt ein, um den hochgelobten Nagaraja Tempel von Mannarsala nicht zu verpassen. Die Tempelriten werden hier von einer Priesterin, der aeltesten Frau der Nambudiri Kaste, gefuehrt. Mit der Annahme dieses Ehrenamtes gibt sie ihren verheirateten Status auf und betrachtet sich als spirituelle Gattin des hier verehrten Schlangengottes. Rund um die Anlage ist zwar alles dschungelhaft feucht, aber wir sehen leider keinen Schwanz der hier angeblich ueberall praesenten und massenhaft herumkriechenden Schlangen. Kollam durchfahren wir nur. Bei Eravipuram testen wir erfolglos, ob es wirklich keine durchgehende Strasse direkt der Kueste entlang gibt.
Heute ist nicht unser Tag. Der Geruch ist unverkennbar. die Sauerei nicht uebersehbar. Der Luefterschlauch vom Porta Potti zum Aktivkohlefilter ist ausgerissen. Wir muessen in bruetender Hitze einen Stop einlegen und WC-Schublade und Duschenboden reinigen.
Schliesslich peilen wir Varkala Beach von der Route HW 47 her an und stehen zu guter Letzt enttaeuscht auf den roten Cliffs oberhalb eines bescheidenen Papanasham Strandes. Da die vielen Hotels sich nur als kleine Guesthouses entpuppen, ist das touristische Gelaende, vor allem von Individualtouristen besucht, en miniature. Wir muessen von Glueck sagen, dass wir hier an der Beach Road neben den Sea Pearl Chalets ueberhaupt eine Zufahrt mit dem Auto nur schon mit Sicht aufs Meer gefunden haben. Noch urspruenglichere Gegend verheisst der Lonely Planet in Anjengo. Wir fahren auf kleinerer Teerstrasse dahin, wo auch ein oeffentlicher Busservice verkehrt. Der Ort erstreckt sich auf einem Landzunge dem Meer entlang, vom Festland durch eine Lagune getrennt und es kommt, wie es kommen muss. Wir stehen an deren Ende und nur eine Fussgaenger-Faehre setzt die Leute ueber, waehrend der Bus bis dahin jeweils hin- und herpendelt.
Also einmal mehr zurueck, vorbei am alten Fort von Anjengo und schliesslich auf belebter Route rein in den Rummel der 850'000 Einwohnern zaehlenden Hauptstadt von Kerala, Thiruvantanthapuram (weniger zungenbrecherisch auch Trivandrum genannt). Hier brauchen wir vor allem ein Internet Cafés, damit wir unsere Anfragen an die Shipping Agencies vom Stapel lassen koennen, wollen wir doch Ende Monat verschiffen. Wir finden das Gesuchte noch vor dem Zentrum, ebenso einen gut dotierten Food World Supermarket und sogar endlich einen Autozubehoer-Geschaeft, dass die gesuchten Ventilators fuehrt, von denen uns immer noch einer zu einem kleinen Glueck fehlt.
Ansehen wollen wir uns den hoelzernen, 200-jaehrigen Puthe Maliga Palace der Herrscher von Kerala, fuer dessen Bau seinerzeit 5000 Arbeiter vier Jahre gebraucht haben. Er darf aber strikte nur im Schlepptau eines Guide besichtigt werden, der fuer seine Erklaerungen, erst in der Landessprache Malayalam, dann stolz noch auf Englisch sich seine Zeit nimmt. Ebenfalls im alten Fort East neben dem unerwartet sauberen Teich liegt der Padmanabhaswamy Tempel. Als Nichthindu duerfen wir das am Ende des 18. Jht. erbaute Heiligtum nicht betreten, aber uns reicht es, den 7 stoeckigen, 17 m hohen Gopuram von aussen uns zu betrachten. Rund um ihn herum lungern eine Art Tempeldiener herum, die vor allem um westliche Besucher herumscharwenzeln, unverlangt langatmige Erlaeuterungen abgeben und dann dafuer noch ein Bakschisch moechten.
Kovalam, eigentlich als Strandort fuer Pauschaltouristen beschrieben und dementsprechend auch mit unzaehligen Ferienresorts und Hotels ausgestattet, beherbergt uns zwei Naechte lang. Erst parken wir unauffaellig auf dem letzten Stueck an einer ausdruecklich Park und Befahrungs-gebuehrenfreie Strasse von den Huegeln ans Meer hinunter, wo an der Samudra Beach eine Moschee steht. In der kleinen Bucht liegen die Fischerboote am Strand. Im nachbarlichen Hotel sind kaum Zimmer belegt, da keine Saison mehr ist. Im nahen Convention Center allerdings droehnt noch Musik und vor allem der Bass aus dem Lautsprecher der Disco, verstummt aber vor Mitternacht. Es ist einmal mehr drueckend schwuel, ich leide. Es herrscht Gewitterstimmung, irgendwann stetzt Regen ein aber leider der Wind aus.

Am folgenden Tag fahren wir mit dem Camper die Kovalam Beach Road aufwaerts und wenig spaeter auf der Sackgasse N.V.P. Road an die naechste Bucht mit der Hawah Beach. Hier sind gerade Fischer daran, ihren Fang einzuholen. Sicher 50 Maenner umfasst die ganze Mannschaft, die unter rythmischen Gesang langsam an zwei Kokosseilen das massive Netz (in einem weiten Bogen ausgelegt, unten mit angebunden Steinen beschwert, oben mit befestigten Holzstuecken oder leeren Plastikcontainern gefloatet) an den Strand zieht. Vor dem offenen Netz halten in die Haende klatschende auf- und ab-huepfende Jungen die Fische davon ab, noch durch die verbleibende Oeffnung das Weite zu suchen. Der Fang, 15-20 cm grosse Fische, wird direkt am Strand gegen bar an Haendler verkauft und anschliessend der erzielte Erloes unter den Fischern verteilt.
Die Lighthouse Beach ist durch eine kleine Felsen-Halbinsel abgetrennt. Ihr entlang erstecken sich die vielen kleinen Laeden und Restaurants, die jetzt Kundschaft gebrauchen koennten, aber trotz allem nicht sehr an uns interessiert sind. Ich fliesse schon nach wenigen 100 m wieder - hoechste Zeit fuer ein LemonSoda in der German Bakery im Restaurant im 2. Stock. Wir erklimmen trotz heisser Sonne den Anstieg zum Leuchtturm-Huegel, schauen kurz zur Vizhinjam Bucht herueber und entscheiden, dass wir für heute die bereits bezahlten 40.-R. Parkgebuehr ausnutzen und an der Hawah Beach uebernachten werden.
All die Strandbuchten sind nur klein, die Badenden immer von zwei mehr oder weniger aufmerksamen Strandwaechtern mit Trillerpfeiffen bewacht. Die Wellen haben's in sich und die Rueckstroemung ebenso. Auch hier gibt es also kein genuessliches Planschen am Strand sondern stete Aufmerksamkeit, damit man nicht wieder von der naechsten Woge mitgerissen und unfreiwillig untergetaucht wird. Die Indern fahren um die Mittagszeit sowie gegen Abend zur Erholung an den Strand und baden meist in ihren Kleidung, welche aber oft nur aus einem Leibchen oder Hemd und einem Wickeltuch besteht. Die Frauen, bis auf einige sehr junge Maedchen hier in Shirts und langen Hosen, stehen in den Saris im huefttiefen Wasser.
Nach dem morgendlichen Sonnenschein hat sich eingependelt. Ich sitze Tagebuch. Fredy muss sich nochmals das Armaturenbrett vornehmen. Die Hilfe bei der Montage hat mehr Probleme verursacht als Zeit eingespart. Die Iveco-Lueftung funktioniert seither nicht mehr und verschiedene elektrische Geraete haben Wackel- oder gar keinen -Kontakt wegen mangelhafter Befestigung.
Nach Arbeiten am LapTop und am Iveco gewaehren wir uns am Abend eine Belohnung. Im Laufe des Nachmittags hatte sich der Himmel zum Glueck wieder bewoelkt und die Temperatur hat sich auf 29o C eingependelt. Wir suchen erst noch die einschlaegigen Geschaeftchen auf , um unsere gelesenen Taschenbuecher in neuen Lesestoff umzutauschen. Danach essen wir fabelhaft im Coconut Grove: Fredy Calamares frittiert und ich Riesenprawn an Coconut-Sauce. In einem noch feineren "Laden" gabeln wir sogar zwei perfekte Capuccinos auf.
Da spaet gestartet draengt am Donnerstag-Nachmittag die Zeit. Der Camper bringt uns auf dem Highway 47 aus der Trivandrum Stadt heraus. Zwar sind es nur 85 km bis an den suedlichsten Zipfel des indischen Subkontinents hinunter, aber wir kommen kaum vorwaerts. Nach Neyyatinkara verlassen wir den Bundesstaat Kerala und wechseln ueber nach Tamil Nadu. Die Sonne steht schon bedenklich tief, als wir Nagercoil erreichen. Wir muessen noch Wasser fuellen und entscheiden uns dann, von hier aus an die Beach abzudrehen, damit wir wenigstens die Sonne auf einer Seite, naemlich im Westen in der Arabischen See versinken sehen. Die Orte ganz unten am Strand sind erstaunlich proper. Saubere, relativ massiv erbaute Haeuser, meist in einem palmenbestandenen Hof, und immer wieder beeindruckende katholische Kirchen ueberraschen uns. An Strassengabelungen stehen oft Andachtsstaetten wie kleine Tempel mit Heiligenfiguren, und davor sitzen ehrfurchtsvoll Inderinnen. Hier wird mit derselben Inbrunst, mit der man die hinduistischen Goetter verehrt auch in den christlichen Kirchen gebetet (und zum Teil wie uns scheint zur Sicherheit auch doppelspurig).Wir haben uns schon wind-effektiv entlang der Beach Road eingerichtet, als uns ein einheimisches Paar anspricht. Sie wollen uns unbedingt zu sich nach Hause einladen und fahren uns, nachdem wir wieder zusammengepackt haben, etwa 3 km der Kueste entlang im Dunkeln voraus. Robert Kaiser hat 6 Jahre in Saudi Arabien gearbeitet und sich dabei das noetige Kapital fuer ein eigenes Geschaeft erspart. Er ist Pfandleiher und betruebt darueber, dass seine Branche von so vielen Christen hier verachtet wird. Er verleiht gegen Sicherheiten wie Gold Geld und lebt von den 2% Zins pro Monat, bis das Pfand wieder eingeloest oder gegebenenfalls veraeussert wird. Er und seine Frau Jaya sprechen leidlich Englisch und wollen vieles ueber unsere Lebensumstaende erfahren. Sie scheinen ganz komfortabel zu leben. Das Haus ist einfach, aber sauber - Fernsehen, wie fast ueberall hier, ist mit Kabelanschluss! vorhanden. Den Computerim Nebenraum braucht er allerdings nicht geschaeftlich, sondern er wird nur von den beiden Soehnen zum Spielen benutzt. Fuer uns wird zu spaeter Stunde noch extra gekocht. Robert isst mit uns zusammen am Tisch, seine Frau erst nachher alleine. Dem Juengsten wird auch hier, wie schon bei andern Familien beobachtet, staendig mit einem Teller voll Essen nachgerannt und versucht, ihm etwas in den Mund zu druecken. Da wir nach dem reichlichen Mahl nichts mehr runterbringen, wird uns der Nachtisch, 2 Stuecke Keks, und einige feine Bananen aus eigener Pflanzung noch auf den Weg eingepackt. Gegen 23.00h sind wir am Strand am ausgewaehlten Standplatz zurueck und sinken geschafft ins Bett.
Nach Zunami ist es leider nicht mehr moeglich, dem Strand entlang weiter ans indische Cape Comorin zu fahren, da 5 km weiter eine wichtige Bruecke fehlt. Wir muessen nach Kottai und somit zurueck auf die Hauptstrasse 47 und von da aus nach Kanyakumari fahren. In kurzer Distanz vom Kap sieht man auch hier an der Westkueste noch einige Spuren der Flutwelle vom vergangenen Dezember: weggespuelte Strasse, aufgewuehlte Straende, zerschmetterte Boote, zusammengefallene Haeuser. Da hierzuland alles mit sehr viel Geduld ertragen wird, haudert man auch nicht so beim Wiederaufbau. Das Leben scheint einfach daneben oder in neu erstellten Huetten weiterzugehen. Hauptsaechliche Einnahmequelle ist der Fischfang, der mit Booten und ausgelegten Netzen ausgefuehrt wird. In der Zwischenzeit sitzen die Maenner in aller Seelenruhe am Schatten, doesen oder spielen Karten - die Arbeit an Haus oder Umgebung rennt ja schliesslich nicht davon.

Am Cape Comorin, dem suedlichsten Punkt Indiens, stossen das Arabische Meer, der Indische Ozean und die Bengalische See aufeinander. Der Kumari Amman Tempel und seine Ghats sind Ziel unzaehliger indischer Hindu-Pilger. Sein inneres Sanktum kann von Unglaeubigen nicht besucht werden. Daneben steht das Ghandi Memorial. Am 2. Oktober, seinem Todestag, fallen die Sonnenstrahlen genau an den Ort, wo Mahatmas's Asche bis zur Verstreuung ueber Meer aufgewahrt wurde. Wir machen eine Fahrt mit einem kleinen Jetty raus auf die der Kueste vorgelagerten beiden Steininseln. In bruetender Hitze besuchen wir erst das 1970 mit verschiedensten indischen Stilelementen gebautete Mandapam. Auf diesem Felsen soll 1892 der grosse indische Philosoph Swamy Vivekananda meditiert haben. Danach lassen wir uns auf den zweiten Felsen uebersetzen, auf dem die grosse Statue Vivekanandas steht. Nicht nur wir schwitzen. Die meisten Maenner hier tragen den Lungi, ein gerades, fast bodenlanges Stueck Baumwolltuch um die Hueften gewickelt und heraufgefaltet, so dass die Laenge auf Kniehoehe reduziert wird. Viele haben ein Tuch um den Hals, nicht wegen der Kaelte, sondern um wie die Frauen mit Ihren kleinen Tuechlein, die Schweissperlen abzuwischen.

Highway Nr. 7, eine unerwartet gute Teerstrasse, bringt uns in noerdlich. Langsam aber sicher bleiben die Bananenpflanzungen, die Reisfelder und Palmenhaine hinter uns zurueck. Die Gegend ist zwar immer noch satt gruen, aber für einmal fahren wir wieder an normalen Feldern, Schirmakazien und Bueschen vorbei. Im Landesinnern haengen ueber steinigen Felsmassiven, den Marthuval Malai, Wolken. Erst weiss, wandeln sie sich in eine dunkle Front, aber der erst drohende Regen verzieht sich wieder. Der Palmen werden immer weniger, dafuer stehen Heerscharen von Windgeneratoren in der Gegend, deren Riesenpropeller sich majestaetisch drehen. Wir tanken in Nanguneri - die Fahrt ist relativ angenehm. Bei bewoelktem Himmel haben wir nur gute 30o C in der Sonne und die Gegend erweckt zumindestens den Eindruck, etwas trockener oder besser gesagt, weniger feucht zu sein.
Kovilpatti koennte man umfahren, moechte man nicht auf dem herausstechenden Huegel beim sich im Bau befindlichen Tempel uebernachten, weil man sich das schoenen Wind verspricht. So kommen wir ins abendliche Gewuehl, noch verstaerkt durch eine behindernde Baustelle fuer eine Hochstrasse und verlieren viel Zeit, bis wir wieder auf der Ueberlandstrasse sind. Die Gegend ist nicht mehr dicht besiedelt und hat eher wenige Felder auf beiden Strassenseiten. Dafuer ist die Landschaft reichlich mit Dornbueschen bestanden, mit deren harten Dornen wir schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Da beide Reserveraeder platt sind, muessen wir lange suchen, bis wir endlich ein gefahrenfreies Stueck zum Campen finden. Fredy ist das Baden im Meer nicht gut bekommen. Sein rechtes Ohr schmerzt mal wieder und ist entzuendet. Also haben die mitgefuehrten Medikamente und Ohrentropfen doch ihre Berechtigung und bringen hoffentlich baldige Besserung.
Wir haben uns entschlossen, wegen der Hitze und des Besuchs des mitten in der Altstadt gelegenen Tempels in Madurai in einem Hotel zu uebernachten. Das TTDC Hotel in Madura ist ein Loch, aber beim dritten Halt an der West Perumal Maistry checken wir ins Hotel Supreme ein - sein Vorteil ist seine zentrale Lage und wichtig ein geschlossener Hof, wo wir den Camper ueber Nacht stehen lassen koennen.
Warmes Wasser fuer die Dusche gibt es im Supreme, obwohl besserer Klasse, wie in den meisten Hotels nur morgens oder abends, unserem Zimmer aber anscheinend nicht. Der Verantwortliche an der Reception schickt einen Spezialisten vorbei, der das Uebel uns behebt. Erst muss man vier Kuebel voll des kostbaren Nass durchlaufen lassen, um endlich auf lauwarmes Duschwasser zu stossen - der Kleber an der Badezimmer-Tuer mit "save energy and water" laesst gruessen. Auf dem hauseigenen Dachrestaurant geniessen wir mit Blick auf die inzwischen beleuchtete Tempelanlage ein wohlverdientes Nachtessen. Anschliessend haben wir noch den Luxus eines Fernsehers, um uns die Zeit zu vertreiben.
An einem Getraenkestand spricht uns ein Velorischka-Fahrer an und offeriert eine einstuendige Rundfahrt. Wir feilschen um den Preis, von 100.- pro Stunde auf 30.- und lassen uns aufladen. Der Mann gibt sich unglaublich Muehe, faehrt mit uns kreuz und quer durch die Stadt und kennt alle Winkel und auch engen Gassen. Er steigt mit uns ab, fuehrt uns durch den Banananmarkt, bringt uns zum Fruechte- und Gemuese-Markt, wo ich auf Abfall ausrutsche und mir das Knie aufschlage und meine neue indische Hose mit einem Loch verunstalte. Der im Knowhow so enthusiastisch geschilderten Blumenmarkt ist wirklich bemerkenswert, aber nicht in erster Linie wegen einer uebermaessigen Fuelle an Blueten. Er befindet sich im ersten Stock eines unscheinbaren Zementgebaeudes und schon auf der Treppe wird es gefaehrlich. Ganz schliffrig ist dann der erste Stock, wo man auf einer zentimeterhohen Schicht von immerhin organischen Abfaellen wandelt. Deren Gestank bringt es sogar fast fertig, die intensiv duftenden Yasmin-Blueten zu uebertrumpfen und man glaubt sich in Gotthelfs-Zeiten zurueck versetzt, wenn einem wie frueher im Kuhstall die unappetitliche Sauce zwischen den Zehen hinaufquillt.

Unser eilfertiger Fuehrer ist wie "auf Eiern" mit mir und fuerchtet einen naechsten Sturz. Wir dehnen sein Engagement aus. Er bringt uns hin und zurueck ueber den Vaigai Fluss, wo massenweise Waesche zum Trocknen haengt und liegt, die vorher in unzaehligen Tuempeln und Waschbecken geschlagen wurde. (Da wird uns klar, weshalb man im Hotel uns den "same day service" nicht mehr anbieten konnte. Alles wird zuerst hier rausgeschafft und in Handarbeit erledigt.) Danach zeigt er uns in den unglaublichsten Winkeln und Ecken der Gassen einfache Handwerker wie Baecker, Blechschmiede an der Herstellung der Messing-Wassertoepfe, Weber, eine antikste aber immer noch in Gebrauch stehende Oelmuehle von zwei Ochsen im Rundlauf angetrieben. Kaum zu glauben, in wie vielen engen Winkeln sich Unterstaende als ganze Kuehstaelle entpuppen, deren Besatzung tagsueber sich in den Strassen mit Abfaellen verpflegt. Diese indischen Kuehe muessten eigentlich die Milch gerade im Tetrapak produzieren wenn man ihren Konsum an Papier und Karton beruecksichtigt!
Nach ueber zwei Stunden rein und raus in die Rischka sind wir reif fuer eine Pause im angenehm kuehlen Hotelzimmer, bevor wir uns gegen Abend kurz vor Torschluss den Tirumalai Nayak-Palast aus dem 17. Jht. besuchen. Sich ansehen kann man eigentlich kann man nur die ehemalige Tanzhalle, das heutige Museum mit einer Praesentation von Statuen und historischen Aufnahmen des Palastes, und den Swargavilasa, einen 75 x 52 m grossen Hof. Nur ein kleiner Teil davon ist renoviert, trotzdem beeindruckt er mit seinen vielen grossen Saeulen und den 18 m hohen Arkaden, deren Deckenverzierungen fuer einmal islamische und hinduistische Stilelemente zeigen.

Der Sri Meenakshi Tempel verzeichnet taeglich um die 10'000 Besuchern. Sein rechteckiges Gelaende wird von vier riesigen 9-stoeckigen Gopuram markiert, von denen der oestliche mit 56 m der hoechste ist. Sie alle sind reich mit bemalten, fuer uns kitschig erscheinenden Goetterfiguren, Daemonen, Tieren und Fabelwesen dekoriert. Unweit des suedlichen Eingangs, wo wir wie immer unsere Schuhe deponieren muessen, stoesst man an den Teich des Goldenen Lotus. Hier absolvieren die Pilger ihre rituellen Waschungen. Auf seinen Treppenstufen oder Ghats und in den ihn umfassenden schattigen Wandelgang ruhen sich viele Besucher aus. Die Mandapam (Pavillons) bevor den Tempeln sind reich an Granitpfeilern, ebenfalls verziert mit springenden Perden oder berittenenen Loewen. Für uns sind die vielen Gaenge, Hoefe und Schreine eher ein unuebersichtliches, eher schmutziges Labyrinth. Den Meenakshi Shrine, das innere Hauptheiligtum der maechtigen und sehr popoulaeren Schutzgoettin Madurais mit dem Ganesh- oder Hanuman-Schrein, duerfen nur Hindus betreten. Will ein Glaeubiger seine Opfer vor den vielen Kultstaetten und Altaeren darbringen, so muss er sie zwecks Wirksamkeit im Tempel sebst erwerben. So ist der Verkauf der Bluetenkraenze, Oellichtli oder Butterkugeln ein eintraegliches Geschaeft für die Brahmanen hier.
Wir verlassen erst vor Mittag die 1,2 Mio. Stadt Madurai. Auf einer Nebenstrasse rollen wir via Melur durch laendlich friedvolle Gegend, deren Bewohner mit den taeglichen Aufgaben nachgehen. In Tiruchirappalli (Trichy) wartet schon wieder "Arbeit" auf uns. Auf dem 83 m hohen Felssporen bauten die Nayaks im 17. Jht. ihre Festungsanlage, Rock Fort mit Tempel, von welcher aus man den Cauvery-Fluss und die ganze Ebene rundum ueberblicken kann. Von der Basarstrasse aus fuehren 437 m rotweiss gestrichene Treppenstufen in die Hoehe. Zum Glueck, da man wie ueblich einmal mehr seine Latschen deponieren muss, fuehren sie zu 4/5 im ueberbaut und im Schatten. Die letzten, obwohl steilsten Stufen, legt man dann trotz Luftschnappens wegen der Hitze, fast im Laufschritt zurueck - sonst verbrennt man sich die Fussohlen auf dem der prallen Sonne ausgesetzten heissen Fels. Ein Rundblick belohnt die Muehe und zeigt uns von weitem unser naechstes Ziel nach dem Mittagsessen im Camper, den Raghanatha-Tempel von Srirangam. Dieser liegt 6 km noerdlicher auf einer breiten Insel zwischem dem Cauvery-Fluss und dessen Seitenarm, dem Kollidam. Die Gesamtflaeche dieses groessten Vishnu-Heiligtums betraegt 960x825 m. Der Haupttempel innen, nur von Hindus zu betreten, ist umgeben von sieben Mauerringen und diese wiederum von 21 Tortuermen unterbrochen. Jeder Herrscher der Vergangenheit wollte seinen Vorgaenger mit der Errichtung eines hoeherem Gopuram uebertreffen. Der hoechste davon, der 73 m hohe Haupteingang, sich ueber 20 Stockwerke nach oben verjuengend, im Sueden, wurde erst im Jahre 1982 mit finanzieller Hilfe der UNESCO fertiggestellt. Fuer uns nur maessig Interessierte und Unglaeubige sieht langsam aber sicher jede Tempelanlage gleichaus. Wir beschraenken uns auf einen minimalen Rundgang und einen Ueberblick ueber die verschachtelten Bauwerke von einem der aeusseren Tempeldaecher.
Um auf der vielbefahrenen Hauptverbindung Nr. 45 mit gut 70-80 km/h Stunde vorwaertszukommen braucht es gute (oder ueberhaupt keine) Nerven - auch als Beifahrerin, die immer mitbeobachten und oft das entscheidende Gut zum Ueberholen geben muss. Hier an der Oestkueste dunkelt es frueher und in Villurpuran.nachtet es ein. Alles ist am Sonntag-Abend auf der Piste, durch die Stadt und die anschliessenden kleineren Doerfer das altbekannte Gewimmel. Ausserhalb dann dafuer die Schwierigkeit, dass jedes Vehikel, wenn ueberhaupt mit Licht, dann mit eingeschalteten Scheinwerfern uns entgegenkommt. Bei all der Blenderei muss man dann noch unterscheiden koennen, ob die Strasse eine Kurve macht oder ob die Lichter von einem entgegenkommendes Fahrzeug am Ueberholen stammen. Mehr als einmal wird es knapp - von den grundsaetzlich ohne Licht umherkurvenden Velos und Toeffs sowie den unberechenbaren Fussgaengern ganz zu schweigen.
1673 landeten die Franzosen in Pondicherry. In der Folge wurde die Stadt bei Kriegen um die Vorherrschaft zwischen ihnen und den Briten mehrfach zerstoert. Ab 1814 war die Stadt dann 140 Jahre lang ausschliesslich franzoesische Enklave und wurde 1954 zusammen mit drei anderen kleinsten Gebieten zum Unionsstaat Pondicherry zusammengefasst und dem indischen Staat einverleibt. Die Stadt Pondicherry hat Strassen im Gittermuster und ist von einem Boulevard umfasst. In Kolonialzeiten trennte der heute meist gedeckte Kanal den groesseren westlichen Teil der Inder vom oestlichen Teil der Europaer. Wir suchen nach dem franzoesischen Flair. Hoechstens noch in ein paar Seitengassen findet man etwa alte Fassaden und nur ganz wenige Residenzen. Der Ashram von Sri Aurobindo ist ebenfalls vertreten, 1926 zusammen mit einer Franzoesin, the "mother" genannt, gegruendet nachdem sich der Gruender von der revolutionaeren Politik gegen den britischen Kolonialismus abgewandet hatte. Dieser Ashram soll bei den Westlichen mit seiner Synthese von Yoga und moderner Wissenschaft sehr populaer sein.
Wir hatten uns die Strandpromenade von Pondicherry als Uebernachtungsplatz vorgestellt, die Rechnung aber ohne den indischen Wirt gemacht. Sie ist zu am Wochenende gesperrt und voller Spaziergaenger. Viel verspueren wir beim Nachtessen nicht von der franzoesischen Kueche - wir essen im suedlich der Strandpromenade gelegenen Seagull Restaurant, dass auch schon bessere Zeiten gehabt haben muss.
In der Stadt selbst wird am Tage unserer Weiterfahrt ueber via Mahabalipuram gestreikt an den Tankstellen. Unser Schwitzen deswegen ist jedoch umsomst, denn auf der neuen Toll (Scenic) Road, die auf keiner unserer Karten eingezeichnet ist, wimmelt es dann nach anfaenglich mageren 10 km geradezu von Zapfstellen. Mehr oder weniger folgen wir der Kueste, sehen oefters mal Siedlungen, die von der Tsunami-Hilfe erstellt wurden. Nicht, dass die kleinen Huetten aus Palmblaettern bestehen schockt uns, denn so wohnt hier die Landbevoelkerung, sondern dass diese in regelmaessigen kleinsten Abstaenden zusammengepfercht auf kleines viereckigen Flecken in der Landschaft stehen, waehrend rundum Land in Huelle und Fuelle frei liegt.
Nun halten wir uns seit Montagabend, 18. April 2005, hier in der mit gut 6 Mio. Stadt viertgroessten Stadt Indiens, in Chennai, auf. Fuer einmal sind wir weniger an Sightseeing interessiert. Vielmehr halten uns zwei andere Anliegen vollkommen auf Trab - unter Beruecksichtigung der indischen Mentalitaet und Effektivitaet sowie der komplizierten Buerokratie nicht zu unterschaetzende Aufgaben:
Wir haben unser rollendes Heim bei der Firma AutoAir nachtraeglich eine Air Condition ausstatten lassen, die wir allerdings mangels Generator allerdings nur bei laufendem Motor verwenden koennen - mehr oder weniger eine Kapitulation vor der herrschenden Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit, mit denen wir in dieser Jahreszeit auch auf der Weiterreise im gleichen Masse rechnen muessen. Vom Ausstoss im Armaturenbrett versprechen wir uns jeweils tagsueber ab und zu den Luxus eines kuehlen Lueftchens sowie Verhinderung der Hitzeentwicklung am Armaturenbretts durch die Sonneneinwirkung durch die Frontscheibe. Mit dem Luefter im Kastenelement wollen wir jeweils am Abend vor dem Anhalten fuer die Nacht den Wohnraum des Campers von der Tageshitze auf annehmbare Temperaturen herunterzukuehlen. Die Arbeit soll angeblich drei Arbeitstage in Anspruch nehmen, dauert dann aber deren sechs (inkl. Samstag und Sonntag). Fredy ist staendig zur Stelle, hilft weiter, wenn Improvisation gefragt ist und wacht darueber, dass fuer die Leitungen nicht an der falschen Stelle gebohrt und dabei Strom- oder Wasserversorgung getroffen wird.
Viel wichtiger aber ist die Organisation der Verschiffung unseres Campers weiter ostwaerts. Das kostet uns mehr Nerven und Zeit, als uns lieb ist und schlaegt dann auch mit 2'500.- US $ fuer Fracht und Abfertigung plus 145.- $ fuerVersicherung bei der Einschiffung (sowie zusaetzlich in Malaysia nochmals mit 360.- US $ fuer Ausschiffungs-Gebuehren und Container-Haulage) fuer einen Open Top 20 Ft. Container zu Buch.
Die Schiffsagentur Allcargo hatte zwar prompt auf E-mail Anfragen geantwortet, unser Sachbearbeiter jedoch keinen Hochschein von der rellen Abfertigung.
Wie befuerchetet ist die Erlangung des Ausfuhrstempels ins Carnet de Passage ein Kapital fuer sich. Da muessen x Papiere erstellt und Customs zur Verifizierung unterbreitet, deren OK erbeten und zu guter Letzt das Auftauchen eines Zollbeamtes zur letzten Inspektion an der Verladestation (in unserem Falle allerdings trotz Zusage vergeblich) abgewartet werden. Der assistierende Clearing Agent erkennt bei Fredy's Wutausbruch und seiner Weigerung, das Auto an diesem Dienstag, 26.4., wieder vom Verladegelaende zu rollen und am naechsten Tag wiederzukommen, den Ernst der Situation. Nach stundenlangem Warten organisierte er wie und wodurch auch immer eine spezielle Genehmigung, damit auch ohne den Segen von Customs wenigstens mal das Fahrzeug verpackt werden kann. Das indische "no problem" entpuppt sich dann zu inzwischen naechtlicher Stunde doch als eines, denn in der Verladestation ist entgegen der Zusicherung ueberhaupt kein Kran zum Hereinheben des Wagens vorhanden. Die Fronttuere des Containers laesst sich zwar oeffnen und der Querbalken sich entfernen - an Ort und Stelle aber bleiben die oberen massiven Eckversteifungen, welche es verunmoeglichen, den Camper in den Container zu fahren. Es wird 21.ooh bis das Lamento unter dem Cargomeister und den Verladearbeitern endlich in einer Loesung resultiert. Grosse Hubstabler rollen heran, beidseitig werden Stahlseile angehaengt und die Seitenwaende des Containers damit gespreizt. Die Innenmasse entsprechen auch nicht den uns genannten und erst nach Entfernung des Reserverade an der Rueckwand kann der Container ueberhaupt geschlossen werden.
Es braucht einen weiteren Tag Zeit und ein energisches Klopfen auf das Pult des Superintendant of Customs, damit wir dann am naechsten Abend gluecklich das ausgestempelte Carnet sowie die Bill of Lading, welche im Original zum Ausloesen des Fahrzeuges im Zielhafen praesentiert werden muss, in den Haenden halten. Nun koennen wir nur noch hoffen, dass der Transport unseres Containers in den Hafen termingerecht klappt, die "Tiger Sea" puenktlich am 1. ablegt und am 5.5. in Malaysia ankommt.
Wir selbst reisen in der Nacht vom Donnerstag, 28. auf Freitag, 29. April 2005, mit Flug IC 955 der Indian Airlines nach Kuala Lumpur.

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